Die Kekuléstraße taucht in den Bonner Adressbüchern im Jahre 1905 zum ersten Mal auf. Sie ist bezeichnet als Verbindungsstraße zwischen der Clemens-August-Straße und dem Landgrabenweg (heute Carl-Troll-Str.). In dieser ersten Eintragung sind keine Häuser oder Hausnummern angegeben. Diese erscheinen erst 1908 mit der Nummer 11 links an der Clemens-August-Straße als ein Dachdeckergeschäft Rommerscheidt. Zwei Jahre später etabliert sich unter der Hausnummer 9 ein Kohlenhändler Brüsselbach. Die rechte Straßenseite blieb noch lange frei bis 1920. Unter diesem Jahrgang erscheint dort die Bemerkung “Neubauten ohne Nrummer”. 1922 wird diese Lücke auf der rechten Straßenseite gefüllt mit “rechts Haus-Nr. 14-40, Siedlungs-Gesellschaft Bonn”, und dieser Häuserzug besteht heute noch und hat seine charakteristische Gliederung behalten. Es gibt drei harmonische Haustypen, die sich mehrfach wiederholen und dem Auge eine gefällige Struktur darbieten. Rechts und links der Straße wuchsen dann im Laufe der Zeit Wohnhäuser, Gewerbebetriebe, Büros und haben die Straße dicht gemacht. Von der ‚alten’ Zeit schwärmen Uranwohner, wenn sie vor allem an die Jahre der großen Poppelsdorfer Kirmes denken. Dann standen sowohl Wohnwagen der Beschicker als auch kleinere Fahrgeschäfte und vor allem die Buden mit den Puppentheaterbühnen und den leckeren Naschereien zum Gaudi der Kinder da. Überhaupt hatten die ‚Pänz’ hier ein Spielparadies, denn der Autoverkehr beschränkte sich auf die wenigen Benzinkutschen der Anlieger. Wunderbar konnte mit dem Ball gespielt werden, Nachlaufen und Räuberspiele blieben ungestört. Der Krieg hat Spuren hinterlassen und die Zeit danach haben den stillen Charakter verändert. Heute drängt sich der Verkehr, der oft die Staugefahr der nahe liegenden Durchgangsstraßen umgehen will, an den dicht parkenden Autos vorbei. Spielstraße, das war einmal!
Friedrich August Kekulé (1829 – 1896) wurde 1867 auf den Lehrstuhl der Chemie in Bonn berufen. Er war in München Schüler des großen Justus Liebig gewesen. Hier in Bonn leitete Kekulé das damals neue und in Europa modernste chemische Institut und blieb ihm 30 Jahre treu. Er verhalf ihm zu einem ausgezeichneten Ruf im In- und Ausland. Kennzeichnend für seine überragende Fähigkeit als Wissenschaftler und Lehrer ist die Tatsache, dass von seinen Schülern 28 Lehrstuhlinhaber hervorgingen. 1875/76 war er Dekan und 1877/78 und 1881/82 Rektor der Universität. Er entdeckte die Benzolformel und begründete die Valenzlehre, Marksteine der organischen Chemie. Kekulé nahm rege am kommunalen und gesellschaftlichen Leben in Poppelsdorf teil, wohnte er doch im linken Flügel des Instituts an der Meckenheimer Allee. Dort, so erzählt man sich schmunzelnd, habe er einen Ballsaal einrichten lassen, um seine Töchter standesgemäß versorgen zu können. In den Akten des Liederkranzes Poppelsdorf gibt es eine Handschrift von Kekulé, in der er sein Fernbleiben von einer Veranstaltung entschuldigt.
Das Andenken an Kekulé wird in Poppelsdorf dreifach gepflegt: Die Kekuléstraße (s.o.), das Kekulé-Denkmal vor der ehem. Chemie an der Meckenheimer Allee. Dieses Standbild ließen Freunde und Verehrer errichten. Es wurde von Hans Everding 1903 geschaffen. Die dritte Gedenkstätte ist das Ehrengrab auf dem Poppelsdorfer Friedhof. Es ist zu finden in Höhe der Friedhofsverwaltung auf dem älteren Friedhofsteil links vom Stationsweg.
Helmut Uessem