Auf dieser uralten Ansichtskarte steht: -Poppelsdorf. Friedrichstrasse-
Von der Reuterstraße her sind auf der linken Seite stattliche Hausbauten zu erkennen, so wie wir sie heute noch dort finden. Man erkennt links im Hintergrund die Einmündung der Wielstraße. Die
Vorgärten sind noch mit den wunderschönen schmiedeeisernen Zäunen versehen. Zur rechten Seite dominieren die mächtigen Bäume des Botanischen Gartens. Auf den Schrittwegen haben sich Passanten und
wohl auch Bewohner der Straße für den Fotografen in Positur aufgestellt. Ganz vorne stellt sich ein Briefträger der kaiserlichen Post in dunkler Uniformjacke und weißer Hose dem Beschauer dar.
Man sollte sich in dieses Bild aus dem Jahr 1895 etwas versenken. Dann entdeckt das scharfe Auge im Straßenverlauf die Spuren von Schienen, die im Vordergrund nach links abbiegen Verfolgt man
diese in den Bildhintergrund, so erahnt man sogar die Konturen eines Wagens der Pferdebahn, die von Bonn kommend dort entlangfährt. Aber wohin führt diese Linie? Sie biegt gleich in die Kirschallee
ein, um dann ihre Endhaltestelle am Jagdweg zu erreichen. Und weshalb gerade dorther? Das ist eine Anregung des damaligen Kommenzienrates Friedrich Soennecken, der seine neue Schreibwarenfabrik an
der Kirschallee hatte bauen lassen. Seine Arbeiter sollten ausgeruht und rechtzeitig an ihre Arbeitsplätze gelangen, darum setzte er sich für diese Linienführung des
damals neuen Verkehrsmittels ein.
Man findet diese Pferdebahn noch heute in Werks-Abbildungen in den Preislisten und Werbebögen der Fabrik aus der Jahrhundertwende zu 1900. Aber der Namen dieser Straße ging nicht auf den Friedrich
Soennecken zurück, es war seinerzeit eine Huldigung an das damalige Kaiserhaus. Seit dem 15. Juli 1904 bekam diese Straße dann den Namen Am Botanischen Garten. Denn zu diesem Zeitpunkt war
Poppelsdorf eingemeindet in die Stadt Bonn - und die hatte bereits eine Friedrichstraße.